Lisa Thurner
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Lisa Thurner
Tapisserie: (franz.), Wand - bzw. Bildteppich, Gobelin. Durch das Verkreuzen zweier Fadensysteme (Kette und Schuss) und der Verwendung verschiedenfärbiger Garne entstehen gewebte Bilder. Die Blütezeit der Tapisserieweberei ist lang vorbei, und vielleicht könnte man zu jemandem sagen, der sich damit beschäftigt, er /sie sei aus der Zeit gefallen. Das Faszinierende bleibt, und ist aktuell: Die Einfachheit der Technik und Mechanik, man braucht nichts weiter als einen festen Rahmen, etwas Geschicklichkeit, Geduld und ein wenig Material. Das Besondere entsteht durch das Selbstverständlichste: den Gebrauch der bloßen Hände! Sie sind Werkzeug und Ausführende zugleich. Die Tapisserie wächst unter den eigenen Fingern, wo vorher nichts außer weißen Kettfäden war, entstehen Farbfelder, Figuren, Schattierungen, das Gewebe entsteht erst durchs Weben und ist Untergrund und Farbauftrag in einem. Bis eine der großen Tapisserien fertig ist, verbringe ich viele Monate sitzend am Hochwebstuhl. Die kleinen Arbeiten sind auf einem sehr handlichen Webrahmen entstanden. Sie nehmen weniger Zeit in Anspruch, sind aber nicht weniger aufwendig. Sie sind klein, aber stehen genauso für sich wie die großen. Das dabei verwendete dünne Woll- und Seidengarn wird zuvor selbst gefärbt. Um eine möglichst große Farbtiefe zu erreichen, wird jeder Strang extra, über Stunden und Tage, mehrmals hinter- einander, gefärbt. Sämtliche Farben werden aus Pigmenten in den drei Grundfarben Gelb, Rot und Blau gemischt. Auf den Einsatz von einem Schwarzpigment wird verzichtet, um jeder Farbe und Farbnuance eine größtmögliche Lebendigkeit mitzugeben. Selbst die ganz dunklen Töne sollen nicht bloß „schwarz“ sein. Mehrere dieser dünnen Einzelfäden werden schließlich zu einem Schussfaden kombiniert. Durch das ineinander- und übereinander Legen dieser verschiedenfärbiger Schussfäden entstehen die Farbabstufungen und Schattierungen. Licht und Abwesenheit von Licht – Dunkel, Schatten, Finsternis – in diesem Spannungsfeld bewegen sich meine Arbeiten, mal mehr, mal weniger freundlich. Aber nur im lichtleeren Raum hat Helligkeit die Möglichkeit, seine Leuchtkraft zu entfalten.