Thomas Renoldner

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Samstag, 23. April 2022, 19 Uhr
Kurzfilme / Performance (1980 bis heute)
Thomas Renoldner - 'Warten Sie auf etwas Besonderes?'


Die primären künstlerischen Interessen, die ich ab meinem 16. Lebensjahr verfolgte, waren Musik und Zeichnung bzw. Malerei, aber auch Installation und Performance.
All diese künstlerischen Zugänge finden sich in meinem filmischen Werk wieder,
das in verschiedenen Perioden verschiedene Interessen verfolgt. In einer ersten Schaffensperiode in den 1980-er Jahren, - ich nenne sie meine 'naive Phase' - entstehen autodidaktisch hergestellte Super-8-Filme, die zu einem Teil als spontane Aktionen gesetzt werden, andere sind analytischer, sind teils ironisch gefärbte Auseinandersetzungen mit den Konventionen des Avantgardefilmes, bzw. grundsätzliche Untersuchungen filmischer Möglichkeiten und Gesetzmäßigkeiten, allerdings ohne tiefergreifende theoretische Untermauerung, sondern, wie zuerst angedeutet, entstanden aus Experimentierlust und naivem Erkenntnisinteresse.
Ein kleiner Teil der Filme aus dieser Zeit experimentiert mit tricktechnischen Möglichkeiten, jedoch für die Installation "Filmplastik", bei der drei Super-8-Filmschleifen auf ein dreidimensionales textiles Koordinatenkreuz projeziert werden, entstehen eine Reihe von zum Teil handgemalten und aus dem Filmmaterial gekratzten Trickfilmen für verschiedene "Visual Music"-Endlos-Programme. Die Welser Filmtage 1989 zeigen diese Installation im Bühnenraum hinter der Kinoleinwand im Kino Greif, ich lerne Hubert Sielecki kennen, und er lädt mich ein, mich als Student für die "Trickfilmklasse" von Maria Lassnig zu bewerben. Während des Studiums an der Hochschule für angewandte Kunst (1989-1994) - meiner "Professionalisierungs- und Theoretisierungsphase" - lerne ich, dass ordentliche gemachte Filme zu Beginn einen Titel und am Ende einen Nachspann mit Würdigungen enthalten sollten. Ich verfolge
in meinen Trickfilmen zwei Richtungen: amüsante, figurative Zeichentrickfilme und abstrakte Arbeiten im Sinne einer Visual Music Tradition - der erfolgreichste Film in dieser Art ist BUNT, der beim internationalen Animationsfilmfestival in Hiroshima 1992 im Wettbewerbsprogramm gezeigt wird und mir damit wichtige Lebensperspektiven öffnet. 1988 entsteht, im Rahmen eines Sommercamps der Trickfilmklasse an der Angewandten, meine Filmperformance "DER DIALOG - zwischen Film und Wirklichkeit", eine Expanded Cinema Performance, die durchaus in der Absicht entstanden ist, auch unterhaltsam und damit breitenwirksam zu sein. Parallel und
im Anschluss an meine Studienzeit experimentiere ich mit 16-mm-Realfilm, teils
in Mehrfachbelichtung, und es entstehen Arbeiten im Überschneidungsbereich von strukturellem Film bzw. Avantgardefilm und Dokumentarfilm. Ein Höhepunkt in dieser Arbeitsweise ist SOPHIA'S YEAR (1998), für den ich 12 Super-8-Filme im Split-Screen-Verfahren auf ein 35-mm-Negativ übertragen lasse; es entsteht ein visueller Kalendar des Jahres der Geburt unserer zweiten Tochter, jedes der 12 Fenster zeigt einen Monat des Jahres, während der Filmton zeitlich das Jahr durchwandert.
Ab ca. 2000 folgt eine zehnjährige Schaffenspause, einzig durchbrochen durch die Auftragsarbeit "Mozart Party 06" für das Wiener Mozartjahr, und ab 2010 beginnt eine dritte filmische Periode, eine Art "Entspannungsphase", in der mit SUNNY AFTERNOON (2012) und DONT KNOW WHAT (2019) zwei international überaus erfolgreiche Filme entstehen.